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Atmosphärischer Chorraum im gotischen Stil für Bachsonaten: die Mattiaskirche in Bad Sobernheim (Foto: Robert Pfeifruk).

Bach & Söhne

Bach an Lahn, Rhein und Mosel: Cembalo-Professor Christian Rieger spielte mit einem Stipendiatentrio in Bad Sobernheim, Mainz und Winningen an der Mosel (Foto: Robert Pfeifruk).

Sonaten, Fugen und eine Cellosuite

Bachsches Familientreffen im Quartett: Christian Rieger, Professor in Essen und langjähriger Cembalist von Musica Antiqua Köln, spielte mit jungen Virtuos(inn)en der Villa Musica Werke von Bach und seinen ältesten Söhnen. Die junge israelische Geigerin Lir Vagnisky agierte mit stilgerechtem (Barock-) Bogenstrich, schönem Cantabile und rhythmischer Verve in der c-Moll-Sonate BWV 1017 – vom einleitenden Siciliano bis zum furiosen Finale eine einzige Bachsche Huldigung an Vivaldi. Christian Rieger gestaltete in den fugierten Allegros einen packenden Parcours durch Bachs kontrapunktische Künste. Gemeinsam mit der Flötistin Alexandra Forstner vom Ensemble Quinton drang er als Dozent am Cembalo in die Geheimnisse von Bachs h-Moll-Sonate BWV 1030 ein – ins „Wunderwerk der Kompositionskünste unter den Flötensonaten“, wie sie der Flötist Gustav Scheck genannt hat. Das majestätische Andante des ersten Satzs wurde zum kantablen Dialog mit brillanten Trioleneinlagen, der Mittelsatz wahrhaft zum Largo e dolce mit wunderschön in die Höhe steigenden Flötenkantilenen. Das Presto-Finale ist als virtuoses Feuerwerk in der Bachschen Kammermusik wohl unübertroffen. Der tschechische Cellist David Pěruška, der auch mit seinem Streichquartett bei Villa Musica gastiert, füllte die weiten Kirchenräume in Sobernheim, Mainz und Winningen mit dem majestätischen Kang der vierten Cellosuite aus, die er in einer überzeugenden Mitte zwischen „moderner“ Klangfülle und barockem Bogenstrich ansiedelte.

Zwischen den Kammermusiken spielte Christian Rieger die acht Fugen für Cembalo, die Bachs ältester Sohn Friedemann 1778 in Berlin vollendete – späte, esoterische, vom Cembalisten meisterhaft gestaltete Antworten auf das Wohltemperirte Clavier und die Inventionen seines Vaters. Ein A-Dur-Trio des „Berliner Bach“ Carl Philipp von 1747 dient als hohes, helles, galantes Finale – perlende Kammermusik vom Hof Friedrichs des Großen, die das Publikum in Bad Sobernheim, Mainz und Winningen hörbar erfreute.

Christian Rieger, Cembalo | Alexandra Forstner, Flöte | Lir Vaginsky, Violine | David Pěruška, Violoncello
Freitag, 27.9., 19 Uhr – Evangelische Mattiaskirche Bad Sobernheim
Samstag, 28.9., 19 Uhr – Johanniskirche Mainz („Alter Dom“)
Sonntag, 29.9., 17 Uhr – Evangelische Kirche Winningen
Bach: Sonata IV c-Moll, BWV 1017
Flötensonate h-Moll, BWV 1030
Cellosuite Nr. 4 Es-Dur, BWV 1010
Wilhelm Friedemann Bach: Acht Fugen für Cembalo (1778)
Carl Philipp Emanuel Bach: Triosonate A-Dur, Wq 146 (1747)