Bläserherbst
Drei Konzerte im reinen Bläserklang als herbstlicher Spaziergang durch Wien und Prag, Amsterdam und Paris.
Herbstspaziergang im Bläserklang
Ein bunter, fröhlicher Herbstspaziergang durch vier bezaubernde europäische Städte, eingehüllt in den Klang von sieben Holzbläsern: Der Düsseldorfer Klarinettenprofessor Andreas Langenbuch und sein Kölner Fagottkollege Ulrich Hermann – von 2017-21 Professor an der Mainzer Musikhochschule – präsentierten Raritäten der Kammermusik für Holzbläser aus Wien und Prag, Amsterdam und Paris. Das launige Divertissement des Pragers Erwin Schulhoff aus den „Goldenen Zwanzigern“ stand im Zentrum der ersten Programmhälfte und ließ durch jazzige Rhythmen, böhmische Folklore und einen Charleston aufhorchen. Auf romantische Weise unzeitgemäß wirkte dagegen im Vergleich das 1917 entstandene Bläsertrio des Leipzigers Julius Röntgen, der in seiner Wahlheimat Amsterdam zu den prägenden Musikgestaltern gehörte und Brahms wie auch Grieg zu seinen Freunden rechnen durfte. Beethovens Wiener Trio-Variationen über „Reich mir die Hand, mein Leben“ von Mozart eröffneten das Programm, wenn auch nicht in der originalen Besetzung für zwei Oboen und Englischhorn, sondern in einer Fassung für Flöte, Klarinette und Fagott. Den zweiten Teil leiteten die frechen Bläserklänge des Parisers Francis Poulenc ein, der im Jahr 1918 als blutjunger Newcomer sein Duo für zwei Klarinetten schuf. Als krönender Abschluss diente das wunderbar klangvolle, festliche, heitere Septett des französischen Saarländers Thédore Gouvy – eine veritable Bläsersinfonie aus dem Jahr 1887. Weil Gouvy auf die sonst in solchen „Harmoniemusiken“ üblichen Hörner verzichtete, entfaltete sein „Septuor“ einen ganz eigenen, schwebenden Klangzauber zwischen dem Vorbild Mozart, der französischen Romantik und spanischen Rhythmen à la Carmen.
Die beiden Professoren, die zu den renommiertesten Bläserkoryphäen Deutschlands zählen, präsentierten bei dieser Gelegenheit drei neue Bläserstipendiat(inn)en der Villa Musica: die fantastische Flötistin Francesca d’Odorico aus Udine, die mit perfektem Legato, treffsicherer Embouchure selbst in der höchsten Lage und italienischem Sinn für den Belcanto aufwartete; die Oboistin Simona Strohmenger aus Tirol, die durch ihren großen Ton und ihre ausdrucksstarke Phrasierung überzeugte; und den deutschen Klarinettisten Malte Jansen, der im Duo mit Andreas Langenbuch alle Tücken des Poulenc-Duos bravourös meisterte. Der chinesische Oboist Ding Zhang aus Peking und seine Kollegin Zhichao Guan am Fagott konnten als Einspringer für dieses Projekt gewonnen werden. Sie zeigten vor allem im Schulhoff-Divertissement ihre herausragenden Qualitäten.
Freitag, 24.10., 18:30 Uhr – Evangelische Kirche, Steinbach am Donnersberg
Samstag, 25.10., 19 Uhr – Landesmuseum Mainz
Sonntag, 26.10., 11 Uhr – Villa Bellestate, Grafschaft-Holzweiler
Andreas Langenbuch, Klarinette | Ulrich Hermann, Fagott | Junge Bläser*innen der Villa Musica
Ludwig van Beethoven: Variationen über „Là ci darem la mano“, WoO 28
Julius Röntgen: Trio für Flöte, Oboe und Fagott G-Dur, op. 86
Francis Poulenc: Sonate für zwei Klarinetten
Erwin Schulhoff: Divertissement für Trio d‘anches
Louis Théodore Gouvy: Septuor B-Dur für Flöte, Oboen, Klarinetten und Fagotte (1887)