Gitarrenzauber
Er ist der Poet der Gitarre und zugleich ihr Paganini: Petrit Çeku aus Zagreb bezauberte das Villa Musica-Publikum Mitte Mai.
Paganini der Gitarre
Wenn von Petrit Çeku die Rede ist, schwärmt die Musikkritik in Superlativen: Der Calgary Herald lobte ihn als „mühelosen Spieler mit einem kraftvollen, ausdrucksstarken Klang“. Bei seinen Konzerten von Zagreb bis Petersburg, von Baltimore bis Prag begeistert er das Publikum durch selbstverständliche Brillanz und poetische Ausdruckskraft. Wer das Eröffnungskonzert der aktuellen Villa Musica-Saison in Mainz miterlebt hat, durfte sich schon im „Fandango-Quintett“ von Boccherini von seiner scheinbar lockeren, ansteckend vitalen Gitarrenkunst und seiner Liebe zur Kammermusik überzeugen.
Boccherini krönte auch sein Mai-Programm bei Villa Musica: die berühmte Ritirata di Madrid in ihrer Fassung als Quintett für Gitarre und Streicher. Weil Boccherini hier den Aufzug und das langsame Abtreten der Nachtwache von Madrid in 21 Variationen über den Zapfenstreich bildlich dargestellt hat, frönten Çeku und das junge Streichquartett genüsslich der Tonmalerei in allen Klangfacetten. Die Geigerinnen Lora Markova und Sophi Rochlin, die Bratschistin Zhouchen Sun und der Cellist Carlo Lay waren Çekus bestens gelaunte, fantastisch auftrumpfenede junge Mitspieler(inn)en aus dem Kreis der Villa Musica-Stipendiaten.
Im ersten Teil traf Paganinis brillantes Terzett für Gitarre, Violine und Cello auf die heitere, vom rheinischen Humor nur so strotzende Serenade Opus 8 von Beethoven. Der Wiener Gitarrist Wenzel Matiegka hatte um 1810 die Cellostimme des Werkes für Gitarre arrangiert und dabei auch Material aus Geige und Bratsche in die neue Stimme übernommen – ein echtes Trio also für Violine, Viola und Gitarre, seinerzeit im Verlag André veröffentlicht.
Bei so viel italienischem und rheinischem Frohsinn durfte ein besinnlicher Schubert nicht fehlen: Zwei von Schuberts Impromptus D 899 erklangen in Çekus eigener Fassung für Gitarrentrio, wobei der Grazer Professor mit einem jungen Gitarrenduo musizierte, das bei ihm in der steirischen Hauptstadt studiert: das Duo Vermeer. Die beiden jungen brillanten Gitarristen Natan Zlodre aus Kroatien und Silvia Escamilla Jimenéz aus Madrid brillierten schon im ersten Teil in den Gitarrenstimmen von Paganini und Beethoven-Matiegka. Abschließend entließ der „Zapfenstreich von Madrid“ das Publikum in einen lauen Maiabend – in bester Stimmung nach einem mitreißenden Konzert zwischen Genua, Wien und Madrid, zwischen Gitarren- und Streichersaiten.
Freitag, 9.5., 19 Uhr – Die Scheune Schifferstadt
Samstag, 10.5., 18 Uhr – Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Sonntag, 11.5., 17 Uhr – Schloss Engers, Neuwied-Engers
Beethoven: Serenade D-Dur, op. 8, arrangiert für Violine, Viola und Gitarre von Wenzel Matiegka
Schubert: Zwei Impromptus aus D 899, arrangiert für Gitarrentrio von Petri Çeku
Paganini: Terzetto D-Dur für Violine, Violoncello und Gitarre
Boccherini: Gitarrenquintett Nr. 9 C-Dur La ritiraa di Madrid