Engers-Jubiläum
Gleich mit zwei Festkonzerten feiert die Villa Musica den 30. Geburtstag ihrer Kammermusik-Akademie in Schloss Engers. Nach dem glanzvollen Samstagabend herrscht auch heute ab 17 Uhr im Dianasaal gespannte Erwartung.
Schloss Engers im Festglanz
Wahrlich ein Grund zur Freude: Die Akademie für Kammermusik der Villa Musica ist schon 30 Jahre alt. Am 19. Mai 1995 eröffnete die damalige Kulturministerin Dr. Rose Götte das Barockschloss Engers neu: als Akademie für angehende Klassikstars unter der Ägide der Villa Musica. Seitdem wird hier der Klassiknachwuchs in der hohen Kunst der Kammermusik geformt – mit sensationellen Ergebnissen seit drei Jahrzehnten. Dies feiert(e) die Stiftung zusammen mit vielen prominenten Gästen in zwei Konzerten, am Samstagabend und Sonntagnachmittag.
31.5. Festkonzert I mit Mendelssohn-Trio
Beim ersten Jubiläumskonzert am Samstagabend erstrahlte Schloss Engers wieder einmal im festlichen Glanz – ganz seiner ursprünglichen, höfischen Funktion entsprechend, aber auch mit schönen Erinnerungen an glorreiche Tage im Lauf seiner Villa Musica-Geschichte. Nach schwerem Gewitter am Nachmittag stellte sich gegen Abend die Sonne wieder ein – rechtzeitig zum Eintreffen der glamourös gekleideten Gäste. Ministerpräsident Alexander Schweitzer und Kulturministerin Katharina Binz führten die Riege der Ehrengäste an. Prof. Dr. Jürgen Hardeck und Prof. Ervis Gega begrüßten sie als Doppelspitze der Villa Musica am Schlosseingang. Ganz ohne höfisches Zeremoniell verbrachten alle eine wahrhaft festlichen, entspannten, musikalisch hochkarätigen Abend, der in einem Stehempfang mit Büffet seinen kulinarischen Ausklang fand.
Als Vorstandsvorsitzender begrüßte Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck die Gäste im Dianasaal und würdigte dabei die Verdienste aller Beteiligten individuell: vom Altgeschäftsführer Kurt Karst bis zum aktuellen Team der Villa Musica, von der politischen Spitze des Landes bis zu den regionalen Politikern und Unterstützern. Ministerpräsident Alexander Schweitzer ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wie viel die Villa Musica ihm persönlich und der Landesregierung zu bedeuten hat – als ein Musterbeispiel für die Verbindung von regionaler Kulturförderung im ganzen Land und künstlerischem Spitzenniveau, Nachwuchsförderung und Konzertbetrieb. Humorvoll kam er auch auf seinen „Antrittsbesuch“ in der Villa Musica in Mainz zu sprechen. Hatte er damals Ervis Gega als Künstlerische Leiterin am Konferenztisch erlebt, so durfte er sich nun mit 120 Zuhörerinnen und Zuhörern im Dianasaal an ihrer exorbitanten Geigenkunst erfreuen. So klangschön und differenziert, stringent und atemberaubend schnell, wie Ervis Gega von der Geige aus Mendelssohns großes d-Moll-Trio anlegte, hat man das Meisterwerk des Berliner Romantik-Genies bei Villa Musica noch nie gehört. Für den perlenden Glanz alla Mendelssohn sorgte auch der exzellente Pianist Fabian Müller aus Bonn, der gleich zu Beginn für seine fulminante Interpretation der „Mondscheinsonate“ von Beethoven „Bravos“ erntete. Kulturministerin Katharina Binz erfreute sich ganz besonders am zweiten Stück des Abends, der Cellosonate von Claude Debussy. Die weltweit gefeierte Cellistin Anastasia Kobekina, die 2018 noch Villa Musica-Stipendiatin war, blieb diesem theatralisch-ironischen Monolog mit Klavierbegleitung nichts an plastischer Deklamation schuldig. Ein ideales Festkonzert also, das von einer Standing Ovation gekrönt wurde.
Ervis Gega, Violine | Anastasia Kobekina, Violoncello | Fabian Müller, Klavier
Ludwig van Beethoven: Klaviersonate cis-Moll, op. 27 Nr. 2 („Mondscheinsonate“)
Claude Debussy: Cellosonate d-Moll
Felix Mendelssohn: Klaviertrio d-Moll, op. 49
1.6. Festkonzert II mit Streichquartett
Beim zweiten Festkonzert am Sonntag erwartete das Publikum im Dianasaal Streichquartett in höchster Vollendung. Unter allen jungen Streichquartetten, die im Lauf der Jahrzehnte von Villa Musica in Schloss Engers gefördert wurden, hat das Aris Quartett die stetigste Karriere gemacht, seit es aus dem ARD Wettbewerb in München 2016 als heimliches Sieger-Ensemble mit insgesamt fünf Preisen hervorging. Die vier sympathischen Virtuos(inn)en aus Frankfurt verschmelzen im Quartett zur vollkommenen Einheit und haben bei Villa Musica schon alle Konzertsituationen erlebt: von der Scheune eines Weinguts über den engen Burgsaal bis zu den größeren Sälen der Stiftung. Für den Dianasaal von Schloss Engers hatten sie sich ein wahrhaft festliches Programm herausgesucht: feierlich die Introduktion mit Mozarts Adagio und Fuge KV 546, heiter die Fortspinnung mit dem dritten Quartett von Schostakowitsch, unfassbar virtuos das Finale mit dem dritten „Rasumowsky-Quartett“ von Beethoven und seiner irrwitzigen Schlussfuge.
Aris Quartett: Anna Katharina Wildermuth, Noémi Zipperling, Violinen | Caspar Vinzens, Viola | Lukas Sieber, Violoncello
Wolfgang Amadeus Mozart: Adagio und Fuge c-Moll, KV 546
Dmitri Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 3 F-Dur, op. 73
Ludwig van Beethoven: Streichquartett C-Dur, op. 59 Nr. 3 („Drittes Rasumowsky-Quartett“)