News

Boris Garlitsky und seine fantastischen Mitspieler(inn)en im Schloss Kleinnniedesheim: Lora Markova (Violine II), Vittorio Benaglia (Viola I), Izabel Markova (Viola II), Aleksey Shadrin (Violoncello) (Foto: Robert Pfeifruk, Villa Musica).

Dvorak mit Garlitsky

Es war ein freudiges Wiedersehen mit Boris Garlitsky: Viele Stammkund(inn)en hatten sich am Samstagabend im ausverkauften Saal der Villa Musica eingefunden, um den Pariser Geigenprofessor wieder einmal im Zusammenspiel mit dem Nachwuchs zu erleben.

Amerikanisches Quintett

Diese Musik ist Boris Garlitsky wie auf den Leib geschrieben: das himmlische Es-Dur-Quintett Opus 97 von Antonín Dvořák. Vor zehn Jahren hat er es für die Villa Musica mit Stipendiat(inn)en auf CD eingespielt und nun mit frischen Nachwuchskräften neu einstudiert – zu hören in Mainz, Kleinniedesheim und Kobern-Gondorf. Die amerikanischen Hymnen und Songs, die indianischen Trommelzeichen und Square Dances dieses wundervollen Quintetts aus Dvořáks amerikanischem Sommer 1893 sind in einen so verführerischen Klang gehüllt, dass man dem Pariser Geigenprofessor die pure Freude am Musizieren anmerken konnte. Er hat sie auf seine vier fantastischen jungen Mitspieler(inn)en übertragen: auf die aus Bulgarien stammenden Schwestern Lora und Izabel Markova an zweiter Geige und zweiter Bratsche, auf den ukrainischen Cellisten Aleksey Shadrin und auf den italienischen Bratschisten Vittorio Benaglia. Letzterer – schon bei der Saisoneröffnung in der Villa Ludwigshöhe eine kleine Sensation – gestaltete die schönsten Soli im Es-Dur-Quintett in bester italienischer Belcanto-Manier: in der Durchführung des Kopfsatzes, im Trio des Scherzos und im as-Moll-Thema der Variationen. Aber auch alle anderen ließen sich auf die mal prickelnden, mal träumerischen Klänge dieses Quintettwunders ein, so dass am Ende restlose Begeisterung herrschte. Manch eine(r) im Mainzer Konzertsaal hätte vielleicht auf die Zugabe dankend verzichtet, doch was die fünf Musiker(inn)en im F-Dur-Andante aus Mozarts Streichquintett KV 515 an beredtem Ausdruck und natürlicher Schönheit des Dialogs entfalteten, hob die Perfektion im Streichquintett noch einmal auf eine höhere Ebene.

Klug und sehr unkonventionell war die erste Programmhälfte zusammengestellt: Auf das glasklare, klassizistisch heitere 1. Streichquartett von Schostakowitsch folgte ein sinfonisch ausladender, hochexpressiver Streichtriosatz in g-Moll des fast 30-jährigen Sibelius. Drei von Mendelssohns nachgelassenen Quartettsätzen Opus 81 sorgten vor der Pause für romantisch zarte, in der Fuge kraftvolle Intermezzi. Ein Abend hoher Streicherkunst, der alle Zuhörer(inn)en beseelt nachhause eilen ließ.

Freitag, 7.11., 20 Uhr – Schloss Kleinniedesheim
Samstag, 8.11., 19 Uhr – Villa Musica Mainz
Sonntag, 9.11. 18 Uhr – Schloss von der Leyen, Kobern-Gondorf
Boris Garlitsky, Violine | Lora Markova, Violine | Izabel Markova, Viola | Vittorio Benaglia, Viola | Aleksey Shadrin, Violoncello
Jean Sibelius: Streichtrio g-Moll
Dmitri Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 1 C-Dur, op. 49
Felix Mendelssohn: Drei Stücke für Streichquartett aus op. 81
Antonín Dvořák: Streichquintett Es-Dur, op. 97