News

Preisverleihung in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz zu Ehren des Komponisten Hans Gál: Präsidentin Andrea Rapp (links) und Ervis Gega,  Künstlerische Leiterin der Villa Musica (rechts) nahmen das Preisträgertrio in die Mitte: Johanna Schubert, Merle Geißler und Philipp Kirchner (Foto: Maike Hessedenz).

Hans Gál-Ensemble-Preis

Furios, brillant, mitreißend: das Amelio Trio erhielt den Hans Gál-Ensemble-Preis 2025, gestiftet von Susanne und Andreas Barner.

Glanzvolle Preisverleihung

Alle Jahre wieder ein Höhepunkt im festlichen Mainzer Advent: die Verleihung des Hans Gál-Preises in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz. Der Preis, den die Akademie zusammen mit der Villa Musica Rheinland-Pfalz verleiht, heißt seit diesem Jahr Hans Gál-Ensemble-Preis, weil die Stifter Susanne und Andreas Barner noch einen zweiten Gál-Preis für junge Solistinnen und Solisten ins Leben gerufen haben. Dazu sagte die Juryvorsitzende Prof. Ervis Gega in ihrer Laudatio: „Wir freuen uns über diese Initiative, schärft sie doch auch das Profil des ersten Hans Gál-Preises, der 2020 zum ersten Mal verliehen wurde. Von vornherein ging es den beiden verleihenden Institutionen – der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz – um den Ensemblegeist. Wir wollten ganz im Sinne der Stifter junge Trios, Quartette oder Quintette auszeichnen, die sich entschlossen haben, den steinigen Weg einer Ensemble-Karriere gemeinsam zu gehen, und die auf diesem Weg schon ganz besondere Qualitäten erkennen lassen. Ein solches Ensemble ist das Amelio Trio mit der Geigerin Johanna Schubert, der Cellistin Merle Geißler und dem Pianisten Philipp Kirchner. Es zählt schon jetzt zu den Ausnahmeerscheinungen in der internationalen Kammermusikszene.“ Nach dem 2. Preis beim ARD Wettbewerb 2023 in München und der von gleich vier fühernden Konzerthäusern vorgeschlagenen Prämierung als Rising Stars 2026/27 kann dies mit Fug und Recht gesagt werden.

Humor aus Yale und Wien gegen düstere Zeiten

Während Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck in seinem Grußwort eine Brücke vom jüdischen Nazi-Opfer Hans Gál zum grausamen Chanukka-Attentat in Sydney schlug und zum Widerstand gegen jede Art von Antisemitismus aufrief, charakterisierte Akademiepräsidentin Prof. Dr. Andrea Rapp das Preisträgertrio: Es zeichne sich durch „eine Kombination aus ausdrucksstarker Musikalität, intelligenter Interpretation, persönlichem Zugang zum Werk und großer Bühnenpräsenz“ aus. Die drei jungen Musiker, die sich seit Kindertagen kennen, bestätigten diese Worte durch eine furiose Leistung im prall gefüllten Akademiesaal.

Rhythmisch packend, fantastisch frei und im gewollten Chaos traumwandlerisch sicher gelang schon der Scherzosatz aus dem Klaviertrio von Charles Ives von 1910 – ein Glanzstück amerikanischen Humors mit ständig durcheinander gehenden Studentenliedern vom Campus der Yale University. Dass die Amelios gerade dieses Stück für ihre jüngst erschienene Debüt-CD auswählten, war der souveränen Interpretation anzumerken.

Noch mehr Humor, aber von einer sehr wienerischen Sorte, servierten sie dem amüsierten Publikum in den Variationen über eine Wiener Heurigenmelodie vom jungen Hans Gál – eine Sottise aus dem Schicksalsjahr 1914, in feiner Brahminischer Klanglichkeit gestaltet, am Schluss sogar mit einem Schuss Wiener Schmäh. 

Wiener Klassik, klassisch pointiert

Dass sich das neue Preisträgertrio auch auf edle Wiener Klassik versteht, bewiesen die Drei in Beethovens monumentalem „Erzherzogtrio“ von 1810. Breiter Atem und schöner Klang in allen vier Sätzen, gewaltige Steigerungen zu Beginn und lyrische Zurücknahme in den wundervollen Variationen, dazwischen das kesse Scherzo als Streicherschmankerl und zum Schluss ein fast subversives Finale: Hier stimmte alles zusammen im Brustton einer drahtigen, jugendlich schlanken, modernen Interpretation, die weniger der Transzendenz in Beethovens Tönen nachspürte als dem Diesseits der klaren rhythmischen Kontur. Vor allem vom Pianisten Philipp Kirchner war dies eine Meisterleistung. Die Cellistin Merle Geißler ließ ihren Klang immer wieder mit Beethovenscher Innigkeit aufblühen, während die Geigerin Johanna Schubert klassisch schön und maßvoll gestaltete.

Wie man in der Wiener Klassik auch hemmungslos „über die Stränge schlagen“ kann, das zeigten die frisch Prämierten mit ihrer Zugabe, einem der packendsten Triofinali von Joseph Haydn: dem Presto assai aus dem Es-Dur-Trio, Hob. XV:29 von 1797. Endlich eine Interpretation, die Haydns berstende Energie bis zum Rand auskostete: Im unfassbar präzisen Zusammenspiel, gleichsam wie im Blindflug, zündeten die Amelios ein solches Feuerwerk an Pointen, dass man ihnen zurufen wollte: „Mehr Haydn bitte!“ Die Bravos im Akademiesaal ließen keine halbe Sekunde auf sich warten, und der Applaus der rund 200 neuen Amelio-Fans war lange anhaltend und überglücklich. Hier ist zweifellos das richtige Ensemble mit einem wertvollen Preis ausgezeichnet worden. (Karl Böhmer)

Montag, 15.12., 19 Uhr – Mainz, Akademie der Wissenschaften und der Literatur
Hans Gál-Ensemblepreis 2025 – Preisverleihung mit Konzert des Amelio Trio
Charles Ives: „This Scherzo is a joke“ aus dem Klaviertrio
Hans Gál: Variationen über eine Wiener Heurigenmelodie, op. 9
Ludwig van Beethoven: „Erzherzogtrio“ B-Dur, op. 97