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Bravorufe nach dem Brahms-Finale: Geigenstipendiat Luis María Suárez Felipe, Pianistin Taisiia Lavrova, Bratschendozent Adrien La Marca und Cellostipendiatin Juliet Wolff in der Villa Musica in Mainz (Foto: Robert Pfeifruk).

Brahms in Paris

Brahms war nie in Paris, aber der französische Bratschist Adrien La Marca entführte ihn an die Ufer der Seine – in einem hinreißend schönen Februar-Programm mit fantastischen Stipendiatinnen.

Chaussons Charme und die Gründlichkeit von Brahms

von Karl Böhmer

Überglücklich und vollgesogen mit Musik: So ging das Mainzer Publikum der Villa Musica am Samstagabend nachhause. Was der phänomenale Bratschist Adrien La Marca mit vier Stipendiat(inn)en der Villa Musica in Klavierquartetten von Ernest Chausson und Johannes Brahms an Klangfülle, Verve und Farbenspiel entfaltete, überwältigte selbst die kritischsten Ohren im Konzertsaal der Villa Musica. Auf der einen Seite Chausson: der Charme von Paris in lichten Klangwolken, tänzerische Lichtspiele alla Ravel, dazu fernöstliche Pentatonik und ein unvergleichlich schönes Adagio, das zum Träumen einlud; auf der anderen Seite Brahms: dichtester Satz, durchgearbeitete Motive, deutsche Gründlichkeit mit ungarischen Melodien gepaart, tiefe Melancholie zu Beginn und unwiderstehlicher Tanzrhythmus im Finale. Dass es danach kein Halten mehr gab, war zu erwarten, denn im Drei-Nationen-Streichtrio des Abends hatte jeder seinen festen Platz: der spanische Geiger Luis María Suárez Felipe durch Brillanz und tonschöne Kantilenen, die deutsche Cellistin Juliet Wolff durch tenorale Klangpräsenz und herausragend schöne Gestaltung, Dozent Adrien La Marca aus Paris mit seinem durchgängig vollen, schönen Bratschenton und jener Dauerpräsenz an intensiver Formung der Phrasen, wie sie nur die größten Bratschisten auszeichnet. Dass sich beide Pianistinnen diesem Streicherklang und dem engen Raum in der Villa Musica so anpassten, dass daraus wahre Kammermusik wurde, zeugt von ihrer Qualität: Sofia Semenina spielte im Chausson-Quartett, Taisiia Lavrova im Brahms. Beide haben in St. Petersburg studiert, leben nun in Deutschland und ließen, was Brillanz und klangschöne Gestaltung betrifft, keine Wünsche offen. Zwei kurze Introduktionen zu den beiden Hauptwerken waren hochwillkommene Zugaben: Juliet Wolff bewies, dass man zwei heikle Violinstücke von Lili Boulanger auch in den Cellofassungen vn Maurice Gendron spielerisch leicht und mit goldenem Klang bewältigen kann. Luis Suárez und Adrien La Marca verwandelten Schuberts Erlkönig in einen fuirosen Ritt durch düstere, dunkle Landschaft. Dass diese Duett-Bearbeitung vom Detmolder Hof stammt, an dem Brahms 1859 sein g-Moll-Klavierquartett probte, schlug die Brücke zum Programm. Wer am Ende in diesem klingenden Duell zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen Fin de Siècle und Romantik die Krone davon trug, durften die Zuhörerinnen und Zuhörer für sich entscheiden.  

Fr, 14.2., 19 Uhr – Kulturhaus Oberwesel
Sa, 15.2., 19 Uhr – Villa Musica Mainz
So, 16.2., 18 Uhr – Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Lili Boulanger: Nocturne et Cortège, bearbeitet für Violoncello und Klavier von Maurice Gendron
Franz Schubert: Drei Lieder, bearbeitet für Violine und Viola von Carl Gottlieb Wolff 
Ernest Chausson: Klavierquartett A-Dur, op. 30
Johannes Brahms: Klavierquartett Nr. 1 g-Moll, op. 25