Das offizielle Logo zum Landesjubiläum 75 Jahre Rheinland-Pfalz.

Rheinland-Pfalz wird 75

Am 18. Mai 2022 wird Rheinland-Pfalz 75 Jahre alt. Schon jetzt wird das Jubiläum in vielen Veranstaltungen gefeiert, auch bei Villa Musica. Der Kulturstaatssekretär ist dafür auch als Vorstandsvorsitzender der Villa Musica zuständig.

Prof. Dr. Jürgen Hardeck über das Landesjubiläum bei Villa Musica

Liebes Publikum,

in zahlreichen Veranstaltungen wird derzeit das Landesjubiläum „75 Jahre Rheinland-Pfalz“ gefeiert. Villa Musica hat dazu eine eigene Konzertserie kreiert: die „Villa Musica-Musikgeschichte von Rheinland-Pfalz“. In ausgewählten Programmen erinnern unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten gemeinsam mit Koryphäen der Kammermusik aus aller Welt an herausragende Kapitel aus der reichen Musikgeschichte unseres Landes. Dazu gehören der Wormser Spätromantiker Friedrich Gernsheim, Brahms an der Nahe, Mozart am Rhein und die Musikkultur im Koblenz der Mozartzeit, um nur einige zu nennen. Den Anfang machte am vergangenen Wochenende das jüdische Rheinland-Pfalz in drei Konzerten vor dem 9. November. Wie jedes Jahr um diese Zeit erinnerte die Villa Musica an jüdische Komponisten, die von den Nazis ermordet oder aus Deutschland vertrieben wurden. Die Corona-Auflagen hatten zwar dazu geführt, dass die drei Konzerte in diesem Jahr leider nicht in Synagogen stattfinden konnten, wie es eigentlich geplant war. Dennoch waren sie ein Zeichen der Erinnerung an ein großes Kapitel aus 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland.

Ich wünsche Ihnen bewegende Konzertabende bei Villa Musica.

Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck

Das aktuelle Projekt: Jüdisches Rheinland-Pfalz

Giora Schmidt, der New Yorker Geiger und Meisterschüler von Pinchas Zukerman, kennt die Namen Paul Ben-Haim und Hans Gál noch von seinen Eltern, die einst fürs Musikstudium von Israel nach Philadelphia zogen. Als seine Mutter in Tel Aviv ihr Cellostudium begann, war die Musik von Hans Gál den Israelis schon ein Begriff: der Wiener Jude aus ungarischer Familie, den die Nazis erst aus Mainz und dann aus seiner Heimatstadt verjagten, bevor er in Edinburgh eine neue Heimat fand. Bis ihn die Nazis vom Posten des Konservatoriums-Direktors durch eine Schmutzkampagne entfernten, prägte Hans Gál das Mainzer Musikleben für vier glanzvolle Jahre, 1929-1933. Seine erfolgreichen Opern der Zwanziger Jahre, seine Kammermusik und Sinfonik bewegen sich genau in der Mitte zwischen Brahms und der frühen Moderne. Dies zeigte Giora Schmidt in der köstlichen Serenade Opus 93 für Klarinette, Violine und Viola, zwar ein Spätwerk von 1970, doch noch immer durchdrungen vom nostalgischen Klang der Wiener Jahrhundertwende. Giora Schmidt holte den ganz eigenen Hans-Gál-Ton in den vier Sätzen meisterlich heraus, im Zusammenspiel mit zwei wunderbaren Villa Musica-Stipendiatinnen: Clarissa Schmitt an der Klarinette und Anne-Claire Dani am Cello.

In der Mitte des Programms folgte die magische Musik eines anderen jüdischen Emigranten: die Variationen für Klarinette und Streicher von Paul Ben-Haim. Während Hans Gál in Schottland eine neue Heimat fand, zog der Münchner Paul Frankenberger nach Palästina und wurde dort unter seinem neuen Namen zum Vater der klassischen Musik Israels. Seine Variationen strahlen eine Klangaura von friedlicher Natur aus wie sonst nur Aaron Coplands Appalachian Spring aus dem selben Jahr 1942.

Nach diesem meditativen Ruhepunkt sorgte das stürmische a-Moll-Quartett des achtzehnjährigen Felix Mendelssohn für einen furiosen Ausklang. Zwischen schäumenden Laufkaskaden, dramatischen Rezitativen, süßen Kantilenen und den unendlich rührenden Themen des jungen Mendelssohn konnte Giora Schmidt alle Register seiner Geigenkunst ziehen. Schöner kann man Mendelssohns Kantilenen nicht mit blühendem Gesang füllen als er. Unterstützt wurde er von den kongenialen Stipendiaten Stefan Zientek und Ionel Ungureanu an zweiter Geige und Bratsche. Anne-Claire Dani kam wieder als fein gestaltende Cellistin hinzu. Am Ende gab es verdiente Bravos für diese Meisterleistung eines Streichquartetts, das erst seit fünf Tagen zusammenspielte.

Freitag, 5.11., 19 Uhr – Pfarrkirche St. Germanus Niederzissen
Samstag, 6.11., 19 Uhr – Villa Musica Mainz
Sonntag, 7.11., 17 Uhr – Evangelische Kirche Laufersweiler
Giora Schmidt, Violine
Stipendiatinnen und Stipendiaten der Villa Musica: Clarissa Schmitt, Klarinette * Stefan Zientek, Violine * Ionel Ungureanu, Viola * Anne-Claire Dani, Violoncello
Hans Gál: Serenade für Klarinette, Violine und Violoncello, op. 93
Paul Ben-Haim: Variationen für Klarinette und Streicher
Felix Mendelssohn: Streichquartett a-Moll, op. 13