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Isabelle van Keulen an der ersten Violine und Rüdiger Ludwig am Kontrabass mit fünf Stipendiatinnen und einem Stipendiaten im CongressForum Frankenthal (Foto: Robert Pfeifruk)

Mendelssohn-Oktett

Isabelle van Keulen war die charismatische erste Geigerin in den Oktetten von Mendelssohn und Enescu. Am Kontrabass: der Mainzer Rüdiger Ludwig.

Streicher-Klangfest mit Kontrabass

Das Oktett von Felix Mendelssohn gehört zu den genialsten Jugendwerken der Romantik: ein einziges Stürmen und Drängen, Weben und Singen auf acht Streichinstrumenten. Für gewöhnlich sind es vier Violinen, zwei Bratschen und zwei Celli, die hier zum Höhenflug des 16-jährigen Berliner Genies ansetzen. Beim Villa Musica-Konzert in der Neuen Synagoge Mainz wurde die zweite Cellostimme von einem Kontrabassisten übernommen: Rüdiger Ludwig. Der geborene Mainzer spielt seit Jahrzehnten als Solo-Kontrabassist in der NDR-Radiophilharmonie Hannover und lehrt als Dozent in London, Dortmund und Oslo. Er sorgte im Mendelssohn-Oktett für den sinfonischen Klang, der dem Komponisten vorschwebte, aber auch für quasi-cellistische Brillanz in der originalen Cellolage. Für die kammermusikalische Feinheit und geigerische Brillanz stand an der ersten Violine Isabelle van Keulen ein. Seit Jahrzehnten steht sie an der Weltspitze der Violin-Elite und ist durch ihr charismatisches Spiel die ideale Interpretin für Mendelssohns hinreißend schöne Kantilenen. Die sechs Mittelstimmen wurden von jungen Streicherinnen und Streichern der Villa Musica beherzt, hoch virtuos und hellwach übernommen: ein Klangfest auf 32 Streichersaiten mit einem halben Dutzend hoch motivierter Young Professionals. Zu ihrem stürmischen Elan passte auch das zweite Jugendwerk im Programm des Abends: das Oktett des Rumänen George Enescu. Der geniale Geigenvirtuose und Lehrer von Yehudi Menuhin hat sein Oktett als Neunzehnjähriger in Paris geschrieben – eine Sinfonie für acht Streicher aus dem Jahr 1900, die an Dynamik und Klangreichtum das Mendelssohn-Oktett noch bei weitem übertraf. Dieser wuchtige Koloss über neun erkstatische Themen rauschte in vier pausenlosen Sätzen am fassungslosen Publikum vorüber. Am Ende große Begeisterung, langer Applaus, ehrfüchtige Erschöpfung Im CongressForum Frankenthal, im Dianasaal von Schloss Engers und in der voll besetzten Neuen Synagoge in Mainz.

Isabelle van Keulen, Violine | Rüdiger Ludwig, Kontrabass | Stipendiatinnen und Stipendiaten der Villa Musica

Freitag, 12.4., 18 Uhr – CongressForum Frankenthal
Samstag, 13.4., 19 Uhr – Schloss Engers
Sonntag, 14.4., 17 Uhr – Neue Synagoge Mainz
Felix Mendelssohn: Oktett Es-Dur, op. 20
George Enescu: Oktett (1900)