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Dr. Peter Maerker ganz rechts mit seiner Frau, Prof. Dr. Gisela Maerker-Alzer ebenfalls in Weiß, in ihrer Villa Bellestate in Grafschaft-Holzweiler. Sie hatten als VILLA MUSICA-STERN den Fagottisten Theo Plath und seinen Klavierpartner Aris Alexander Blettenberg zu Gast. Neben dem Gastgeber Barbara Harnischfeger (Foto: Ulrich Stelter).

Nachruf auf Dr. Peter Maerker

Am 12.11. verstarb unser langjähriger Mitveranstalter in Grafschaft-Holzweiler, Dr. Peter Maerker – ein Nachruf von Barbara Harnischfeger.

Die Villa Musica verliert einen ihrer treusten Konzertpartner

In Memoriam Dr. Peter Maerker, gestorben am 12. November 2025

Von Barbara Harnischfeger

Immer ein volles Haus. Jedes Konzert auf CD dokumentiert. Für Presseberichte war gesorgt. Seit 1992 veranstaltete das Ehepaar Maerker aus eigenem Antrieb und mit Einsatz seiner privaten Ressourcen Villa Musica-Konzerte in ihrer toskanisch anmutenden Villa Bellestate in Grafschaft-Holzweiler oberhalb der Ahr. Die Atmosphäre und die Gastfreundschaft bei den Maerkers ist legendär und zog selbst aus dem Bonner Raum Publikum in die Konzerte. Und das Ehepaar Maerker war dankbar, dass es durch Villa Musica höchste Klasse von Kammermusik bekam – für das Publikum und zur eigenen Erbauung. „Bläserherbst“ am 26. Oktober 2025 war das letzte musikalische Ereignis in der Villa Bellestate. Der Grafschafter Kunstverein, der offiziell Partner der Villa Musica ist, muss nun leider aufgelöst werden. Eine Ära geht zu Ende. Die Villa Musica kondoliert Frau Prof. Dr. Gisela Maerker-Alzer. Danke für die besonders intensive Partnerschaft und die vielen unvergesslichen Konzerte!

Letzter Besuch an Allerheiligen

Dr. Peter Maerker war natürlich auch Mitglied bei „Freunde der Villa Musica“. Zwei Mal durfte ich als Vorsitzende des Vereins bei Maerkers in der Villa Bellestate den VILLA MUSICA STERN verleihen, zuletzt 2024 an den Fagottisten Theo Plath. Als ich hörte, dass Dr. Maerkers irdische Zeit bald enden würde, wollte ich ihn noch einmal sehen und machte mich an Allerheiligen auf den Weg nach Grafschaft-Holzweiler. Seit zweieinhalb Jahren behandelten Mediziner die Folgen seiner Tumor-Erkrankung.

Es war gar nicht traurig. Dr. Maerker befand sich in guter Verfassung, saß auf der Couch und sprudelte aufs kleinste Stichwort hin gleich los, erzählte zwei Stunden am Stück über sein Leben – flankiert von seiner Frau, Prof. Dr. Gisela Maerker-Alzer, die im Bonner Raum als Rheumatologin großes Renommee genießt. Immer wieder brachte er seine Dankbarkeit zum Ausdruck, dass sie ihm das Leben als Privatgelehrter ermöglicht hat, dass sie das gemeinsame Heim, die Villa Bellestate, finanziell ermöglicht hat. Entworfen hat er die Villa mit großer Gartenanlage selbst. Als Vierzigjähriger hatte der Doktor der Philosophie und Gymnasiallehrer nämlich angefangen, Architektur zu studieren. Aber er konnte die Schneelast für Gebäude nicht errechnen, lacht seine Frau. Sie habe ihm das auch nicht beibringen können. Er habe die Vorstellung gehabt, man müsse als Architekt nur Künstler sein. Und er wirft ein: in der Renaissance habe es das gegeben.

Dr. Peter Maerker – ein Privatgelehrter, getragen von seiner Frau

Als Waisenkind war Peter Maerker 1946 nach dem Tod der Mutter als Zwölfjähriger mit seinem Stiefvater und zwei Brüdern aus Schlesien nach Münster in Westfalen gekommen. Eine ledige Lehrerin dort wollte zwar seinen Vater nicht heiraten, wohl aber den Jungen zu sich nehmen. Sie wurde seine „Tante“. Er konnte aufs Gymnasium gehen. Die Tante hatte allerdings nicht das Geld, ihm das heiß erwünschte Klavier zu kaufen. „Ich habe als 15/16jähriger nachts Musik gehört, die mich nahezu gequält hat. Ich habe Konzerte gehört, Chöre, ich war völlig übernächtigt“, so erzählte Peter Maerker.

Nach dem Abitur ging er zum Jura-Studium an die Freie Universität Berlin. Er habe damals mit 80 D-Mark auskommen müssen – 40 Mark kostete schon das Zimmer im Studentenheim. Trotzdem reichte es fürs Trinken auf einem Studentenfest. Bei einem Tanz habe er sich Hals über Kopf in die Studentin Gisela verliebt. Die sagte:„Schmeiß das Jurastudium hin!“ Sie selbst gab ihr Pädagogik-Studium auf. Er fuhr auf einer Viki 3 durch Deutschland, um eine Universität für sich und seine Freundin auszusuchen. Die Wahl fiel auf Würzburg. Hier studierte sie Medizin, er Germanistik und Philosophie. Als sein Professor nach Bonn wechselte, ging er mit, promovierte über Ästhetik. Sie ging zum Studium nach Köln und habilitierte sich dort im Fachbereich Immunologie, arbeitete in der Forschung. Er wählte den Schuldienst – für 27 Jahre. Und als es danach nichts wurde mit dem späten Architekturstudium, spornte ihn das an, wieder etwas Neues zu machen. Er schrieb eine Habilitationsarbeit über konservatives Denken. Sein Professor nahm die Arbeit kurz vor dem Ruhestand nicht mehr an, aber Peter Maerker fand einen Verlag, der sie druckte. Den Versuch, irgendwo in Deutschland an einer Universität anzukommen, gab er auf, weil er ja bei seiner Frau bleiben wollte. Und die hatte ihre Praxis eröffnet, konnte für das Auskommen der Familie sorgen. Peter Maerker wurde Privatgelehrter. Seine Fachbibliothek für Philosophie in der Villa Bellestate in Grafschaft umfasst 10.000 Bände. Hier war sein Reich. Hier hat er auch Musik gehört und die Villa Musica-Konzerte vor- und nachbereitet.

Bevor ich nach zwei Stunden wieder nachhause fuhr, sagte Peter Maerker: „Ich wusste immer, dass ich eine Sonderexistenz bin. Immer wenn ich eine Niederlage erlebte, hat mich das angespornt, etwas Neues zu machen. Ich war besessen von Erkenntnis und von Musik. Ich bin mein Leben lang ein Getriebener, was Wissen angeht.“ Und zum Abschied fragte er mich: „Werden sie einmal über mich schreiben?“ Ich versprach es.

Dr. Peter Maerker wurde 88 Jahre alt.