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Königin der Blockflöte, Ehrenbürgerin von Simmern, Operndirigentin: Dorothee Oberlinger als Flötensolistin im unfassbar virtuosen Vivaldi-Konzert RV 443 in Meisenheim – mit Stipendiat*innen der Villa Musica (Foto: Oliver Kupilas).

Oberlinger Barock

Festliche Barockmusik mit Dorothee Oberlinger und Stipendiat(inn)en in Simmern, Mainz und Meisenheim.

Bach-Telemann-Vivaldi

Es waren drei grandiose, unvergessliche Abende mit barocker Orchestermusik, die Dorothee Oberlinger rund um den Cäcilientag in ihrer Heimatstadt Simmern, Mainz und Meisenheim nicht nur dirigierte, sondern auch brillierend mitgestaltete. Den Auftakt machte Bachs erste Orchestersuite mit nur neun jungen Musiker*innen – so wie sie Bach selbst in Leipzig aufgeführt hat, glaubt man dem originalen Stimmensatz von 1725. Unter dem inspirierenden Dirigat von Dorothee Oberlinger wuchsen die drei Blas- und fünf Streichinstrumente plus Cembalo zum Orchester zusammen, majestätisch schreitend in der Ouverture, federnd leicht in den Tänzen. Emilia Mächtle und Kingston Chan an den Oboen wurden ihren anspruchsvollen Solopartien vollauf gerecht, ebenso die junge Fagottistin Maria Rita Pinheiro Monteiro. Anschließend durften die Geiger Gianni Jiosuè Wiede und Denis Vasylynets in Vivaldis Follia ihre Brillanz unter Beweis stellen, was einzig Dorothee Oberlinger noch zu steigern vermochte, indem sie Vivaldis schwerstes Flautino-Konzert in ein Feuerwerk der zündenden Effekte verwandelte. Das berühmte Siciliano dieses Concerto tat ein Übriges, um das Publikum in allen drei Sälen in Träume von Venedig zu versetzen. Nach der Pause kam es mit der Ouvertüre zur Londoner Oper Vespasiano von Ariosti zu einem kurzen Abstecher nach London, bevor Telemann seinen ganzen Klangzauber entfalten durfte. Im kleinen a-Moll-Concerto mit dem polnischen Finale bewährten sich Irena Josifoska und Connor Leinweber einmal mehr als quirliges, stilgerechtes Continuo-Duo. Für Telemanns C-Dur-Flötenkonzert trat im 16-Fuß wieder Kenneth Kyunghwan Lee mit dem Kontrabass hinzu, an der Bratsche Mario Carpintero Martín. Noch einmal durfte man fast ungläubig darüber staunen, wie makellos virtuos und leidenschaftlich gestaltend Dorothee Oberlinger immer noch ihr Instrument beherrscht – trotz aller Verpflichtungen als Professorin, Festivalleiterin und Operndirigentin. Letztere trat zum Schluss noch einmal ans Dirigentenpult, um die Passacaille aus Lullys Armide zu leiten. Jubel, nicht enden wollender Applaus und zwei Zugaben waren die Folge. Für Bachs Choralsatz „Jesus bleibet meine Freude“ aus BWV 147 gesellte sich Dorothee Oberlinger zu den Oboen und spielte in der Oberoktav den Choral-Cantus firmus mit. Mehr Weihnachten vor Beginn des Advent geht nicht!

Freitag, 21.11., 19 Uhr – Stephanskirche Simmern
Samstag, 22.11., 19 Uhr – Landesmuseum Mainz
Sonntag, 23.11., 17 Uhr – Paul-Schneider-Gymnasium Meisenheim
Dorothee Oberlinger, Blockflöte und Leitung | Stipendiatinnen und Stipendiaten der Villa Musica
Bach: Orchestersuite Nr. 1 C-Dur, BWV 1066
Vivaldi: Flautino-Konzert C-Dur, RV 443, La Follia, op. 1 Nr. 12
Telemann: Flötenkonzert C-Dur, Quartett a-Moll
Ariosti: Ouvertüre zur Oper Vespasiano
Lully: Passacaille aus Armide