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Osterglück im Goldglanz der Klänge: Boris Kusnezow im Dianasaal von Schloss Engers (Foto: Barbara Harnischfeger).

Ostern mit Kusnezow

Boris Kusnezow mit fantastischen Stipendiat(inn)en im Oster-Klangrausch in Mainz, Engers und Rolandseck.

Ostern mit Boris Kusnezow

von Karl Böhmer

Damit hatte das Villa Musica-Publikum in Mainz am wenigsten gerechnet: Die wogenden Klangwellen im Klavierquintett des 17-jährigen Ernö von Dohnányi trugen die 80 Zuhörerinnen und Zuhörer im Konzertsaal der Villa Musica so klangreich, gefühlvoll und melodienselig in die Osternacht wie bislang noch kein anderes Werk in der Geschichte dieses Mainzer Traditionskonzerts. Ausgerechnet das junge Genie aus Ungarn, dem Brahms für sein Opus 1 den Ritterschlag verlieh – für dieses Opus 1 mit dem mächtigen Kopfsatz im Stile von Brahms, dem quirligen Scherzo alla Schumann, dem unfassbar schönen Adagio im eigenen Dohnányi-Duktus und dem Finale im 5/4-Takt. Was gab es da alles zu hören, zu staunen und zu genießen, bis sich am Ende das c-Moll-Thema des Kopfsatzes aus den Klangwogen der Streicher im leuchtenden C-Dur wieder erhob. Eine Auferstehung, ein wahres Oster-Ereignis! 

Ein 17-Jähriger aus Russland sorgte für den anderen Höhepunkt des Abends: Dmitri Schostakowitsch. Hier saß Boris Kusnezow selbst am Flügel und lenkte die Streicherinnen Aoi Saito und Cosima Federle unendlich sensibel durch die Einfälle eines Jahrhundert-Genies. Im c-Moll-Trio Opus 8  konnte Schostakowitsch noch rückhaltlos schwärmen und singen, ganz im Stil seines Lehrers Glasunow. Dazwischen aber tritt gläsern, eisig, hart der illusionslose Schostakowitsch der Zukunft hervor. Eine meisterliche Interpretation!

Das gleiche Niveau gelang dem Kusnezow-Schüler Gabriel Yeo im allerersten Klaviertrio von Beethoven, dem gefährlichen Opus 1 Nr. 1. Im Dialog mit den Streichern Elisso Gogibedaschwili und Lukas Plag saßen alle vier Sätze auf den Punkt: fast ganz im Piano, weich singend der Kopfsatz, im feinsten Dialog das Adagio, extrem pointiert das Scherzo, mitreißend das Finale. Drei junge Musiker*innen im perfekten Beethoven-Dialog.

Der junge Wilde des Abends war Anton Webern in seinem Klavierquintett von 1907, doch auch hier gelang Boris Kusnezow das Wunder, am Flügel im kleinen Konzertsaal der Villa Musica nicht zu laut zu sein. Wie unendlich sind die Nuancen dieses Kammermusik-Meisters aus Moskau, der schon als Kind nach Deutschland kam und sich 2016 erstmals als Nachwuchskünstler bei der Villa Musica vorstellte. Schon das einleitende Bratschensolo von Joon Hurh begleitete Kusnezow so weich und wienerisch nonchalant, dass man sofort wusste, wo man war.

Wien, Budapest und Sankt Petersburg zum Greifen nahe im Osterprogramm der Villa Musica. Stürmische Begeisterung auch am Ostersonntag im Dianasaal von Schloss Engers und am Ostermontag im Arp Museum Bahnhof Rolandseck. 

Karsamstag, 19.4., 19 Uhr – Villa Musica Mainz
Ostersonntag, 20.4., 17 Uhr – Schloss Engers, Neuwied-Engers
Ostermontag, 21.4., 11 Uhr – Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Beethoven: Klaviertrio Es-Dur, op. 1 Nr. 1
Schostakowitsch: Klaviertrio Nr. 1 c-Moll, op. 8
Webern: Klavierquintett
Dohnányi: Klavierquintett c-Moll, op. 1