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Entwaffnend: Ausnahmesängerin Alina Wunderlin und RZ-Feuilletonchef Claus Ambrosius beim Interview nach dem RheinVokal-Liederabend in Bad Ems (Foto: Barbara Harnischfeger).

Wunderlin in Bad Ems

Sopranwunder im Marmorsaal Bad Ems: Alina Wunderlin wollte von Feen und Luftgeistern erzählen und schwang sich dabei selbst in luftige Höhen.

Spitzentöne im Marmorsaal

So gut gelaunt hat man den Feuilleton-Chef der Rhein-Zeitung bei einem Liederabend nur selten erlebt: Claus Ambrosius, der Opernspezialist und erklärte Koloraturenfan, konnte ein breites Grinsen in Bad Ems nicht unterdrücken, und zwar nicht erst im anschließenden Interview mit Opernstar Alina Wunderlin. Was Spitzentöne betrifft, kam er schon im Liederabend voll auf seine Kosten – wie übrigens auch das kleine, aber feine, intensiv lauschende Publikum im Marmorsaal des Kurhauses. Der geborenen Frankfurterin Alina Wunderlin gelang bei diesem RheinVokal-Konzert nämlich die Quadratur des Kreises. Sie brachte zwei unversöhnliche Gegensätze in Einklang: das Genre Liederabend und das Koloraturenfeuerwerk der Oper.

Wie sie treffsicher genau die Lieder von Richard Strauss, Karol Szymanowski und Claude Debussy auswählte, die dem ZIergesang die reichsten Möglichkeiten bieten, war an sich schon meisterlich. Wie sie dort zwischen perfektem Legato und traumwandlerisch getroffenen Spitzentönen gleichsam spazieren ging, konnte in Erstaunen versetzen. Alle Dämme der Begeisterung brach sie dann aber in zwei Koloratur-Nummern aus dem 20. Jahrhundert, in denen sie der Stimmakrobatik wie der Theatralik nichts schuldig blieb: in „Je t’aime“ der französischen Komponistin Isabelle Aboulker und in der „Villanelle“ von Eva dell’Acqua.

Dass sie dem Publikum zwischen so viel virtuosem Ziergesang auch ein schwerblütiges Intermezzo aus unserer Zeit zumutete, war dem Anspruch des Programms geschuldet: Mit ihrer Pianistin Edwige Herchenroder und der Klarinettistin Iris Zerdoud gestaltete sie Ariel, einen Zyklus herber Vertonungen besonders düsterer Gedichte der Amerikanerin Sylvia Plath von Ned Rorem.

Umso leichtfüßiger kam nach dem Konzert das Gespräch mit Claus Ambrosius daher. Zwei, die sich auf Anhieb verstanden, plauderten über ihr Lieblingsthema: Spitzentöne.

Let me sing you a fairy tale

Freitag, 8.8., 19 Uhr – Marmorsaal im Kurhaus Bad Ems
Virtuose Sopran-Lieder und Koloraturstücke von Strauss, Szymanowski, Albouker, dell’Acqua, Debussy und Rorem mit Alina Wunderlin (Sopran), Edwige Herchenroder (Klavier) und Iris Zerdoud (Klarinette)

Richard Strauss: Brentano-Lieder Nr. 2 und 5
Isabelle Aboulker: Je t’aime
Karol Szymanowski: 6 Songs of a Fairy Tale Princess, op.31
Ned Rorem: Ariel Songs & Song to a Fair Young Lady
Claude Debussy: Coquetterie posthume, Séguidille, La romance d’Ariel
Eva Dell’Acqua: Villanelle